Tomburg – die unterschätzte Ruine
Was zeichnet die Tomburg aus?
Was ist das Besondere gerade an dieser Ruine?
- 10.-15. Jh.: 500 Jahre Geschichte auf dem Berg mit überregionaler Bedeutung
- Entstehung im 10. Jh. als Reichsburg, baulich eine Höhenburg in Spornlage auf dem Tomberg
- Sitz des lothringischen Pfalzgrafen Ezzo, Vertrauter und Vertreter der Ottonen vor Ort
- als »einzige bezeugte befestigte Burg außerhalb der römischen Orte Andernach, Bonn, Deutz, Jülich, Neuss, Nimwegen und Zülpich am Niederrhein« und als Steinburg »aus den üblichen Befestigungen [ihrer Zeit] herausragt«1)
- 1473 Zerstörung als Austragungsort einer Fehde zwischen einem der Ganerben und dem Herzog von Jülich
- unwiderbringliche Zerstörung historischer Bausubstanz im 19. Jh. durch den Basalt-Tagebau: Verlust von zwei Drittel des Burgplateaus, die Unterburg im Westen ging komplett verloren
- seit dem 20. Jh.: Bemühungen um ihren Erhalt
- Mitte 19. Jh. durch den Verschönerungsverein
- 1868 Schenkung des Burgplateaus an Stadt Rheinbach
- bis 1920er Jahre Aufkauf der Hangparzellen durch Stadt Rheinbach
- 1968 bisher einzige wissenschaftliche Grabungskampagne
- 1070er Jahre Sicherung und Aufmauerung des Bergfrieds und der Befunde Ausgrabung mit Ausnahme der Wirtschaftsgebäude
- 1980 Unterschutzstellung des Tombergs als Naturschutzgebiet
- 1986 Unterschutzstellung an Bodendenkmal
- 1993 Unterschutzstellung als Baudenkmal
- 2017/2018 Sanierung der in den 1970er Jahren aufgemauerten Befunde
- 2017 Gründung des Freundeskreis Tomburg e.V. mit den als gemeinnützig anerkannten Zielen:
- »Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege«
- »Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes und der Naturschutzgesetze des Landes Nordrhein-Westfalen«2)
- regelmäßige Pflegeaktionen in Abstimmung mit der Stadt Rheinbach und dem Landschaftsverband Rheinland
- 2019 Brunnenprojekt des Freundeskreis Tomburg e.V.: Sicherung, Erforschung und Dokumentation des Brunnenschachtes
- heute
- beliebtes Ausflugsziel zur Naherholung in der Region
- Element der Kulturlandschaft mit regionaler Strahlkraft
- Sichtmarke mit Sichtachsen in einem weiten Umkreis, Sichtweite bis zum Kölner Dom
- am Denkmal kann Geschichte erlebt und vermittelt werden:
- Bergfried aus dem 12./13. Jh.
- Grundmauern von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden aus dem 15. Jh.
- Strategische Ausrichtung oberhalb der durch Rheinbach verlaufenden Aachen-Frankfurter Heerstraße
- offene Forschungsfragen bei gleichzeitig fortschreitender Erosion
Das Foto zeigt den heute noch weithin sichtbaren Rest des Bergfrieds der im September 1473 nach wochenlanger Belagerung weitestgehend zerstörten Tomburg. Unter der Führung des Grafen von Jülich lagerten mehrere Truppen vor der Burg und plünderten im Umland, mit dem Ziel, Friedrich von Sombreff von der Burg zu vertreiben. Dieser floh der Überlieferung nach bei Nacht und Nebel durch die Heerlager. Die Mannschaft der Burg ergab sich tags drauf. Die Burg wurde den Berichten nach zerstört; jahrzehntelange Konflikte um die Schadensersatzforderungen der Miteigentümer an ihren Gebäuden mit Hab und Gut schlossen sich an.
Dies ist eine der Geschichten, die sich um den Berg und seine Burg ranken. Nur für einige Jahrhunderte ist der historische Hintergrund durch Dokumente belegt. Einige Urkunden belegen handelnde Personen, ihr Verhältnis zueinander und die beurkundeten Ereignisse. In der Zeit, in der die Burg regionalpolitisch bedeutungslos wurde, wissen wir um die konkreten Ereignisse auf diesem Berg immer weniger. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie zumeist als Mitgift weitergereicht, im 19. Jahrhundert als Steinbruch ebenso abgebaut wie der sie tragende Berg, um schlußendlich durch die Hände mehrerer Grundstückseigentümer in den 1920er Jahren in das Eigentum der Stadt Rheinbach zu gelangen. Der Konflikt um ihren Erhalt und Schutz als Kulturgut beginnt mit den Steinbruchbetreibern und einem um Burg und Berg besorgten Adeligen. Heute sind beide im Rahmen der planungsrechtlichen Möglichkeiten geschützt: der Tomberg als Naturschutzgebiet, die Tomburg selber unter- und oberirdisch als Boden- bzw. Baudenkmal. Trotzdem schreitet der Substanzverlust fort: natürliche Erosion und Raubgräberei forden ihren Tribut.
Literatur
- Beuckers, Klaus Gereon: Die Ezzonen und ihre Stiftungen. Bonn 1993.
- Janssen, Wilhelm: Mittelaterlicher Burgbau am Niedrrhein. Zum Verhältnis von archäologischem Befund und schriftlicher Bezeugung. In: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Heft 3/1975, S. 121-128.