Tagebuchnotizen zum Brunnenprojekt
Nach erfolgreichem Abschluss des Brunnenprojektes finden Sie hier einige Tagebuchnotizen, wie Sie während der Grabung ›auf die Schnelle‹ auf Facebook veröffentlicht wurden.
Eine ausführlichere Dokumentation mit Auswertung der Grabungsergebnisse inkl. Abschlussbericht wird noch etwas Zeit beanspruchen.
Im Video von Richard Feldmann können Sie uns ›über die Schulter schauen‹ und erleben in knapp 20 Minuten die Maßnahme im Schnelldurchlauf.
Tag 1 – Montag, d. 19. August 2019
Brunnenprojekt am Ende des 1. Tages: die Gondel hängt am Gerüst dank tatkräftiger Mithilfe unserer Mitglieder, in der ab Morgen Material nach oben geholt wird.
Tag 2 – Dienstag, d. 20. August 2019
Heute erste Schichten in die Tiefe vorgedrungen, einige Funde aus moderner Zeit (z.B. kleine Taschenlampe, einen Roman, mehrere 1 ct-Münzen), Steine und sehr viel Holz in dicken Stämmen – unsere Mitglieder unterstützen die Grabungsfirma bei bestem Catering durch Fr. Zavelberg-Pütz, allen Helfern ein herzliches Dankeschön !
Tag 3 – Mittwoch, d. 21. August 2019
Auf ca. -9 m angekommen, bis an den unteren Rand der Öffnung im Brunnenschacht. Diese ist nicht der vermutete Eingang in eine Kammer, von der berichtet wird. Dahinter ist gewachsener Fels und Geröll; das Video zeigt einen Einblick in diesen Hohlraum, der nun wieder zugemauert wird. Wir müssen das Loch schließen, um uns weiter in die Tiefe vorzuarbeiten.
Diese Öffnung liegt zugleich in der Übergangszone, dass heißt hier sitzt die gemauerte Schachtwand auf dem gewachsenen Fels auf. Das Video zeigt schräg stehende Basaltsäulen, auf denen die mittelalterlichen Baumeister sehr geschickt ihre Brunnenwand aufgesetzt haben.
Der Wortwechsel im Hintergrund zeigt: das Projekt macht Spaß 🙂
Öffnung in südliche Richtung zum Hang hin:
Frei hängende Brunnenwandung in nördliche Richtung zum Berg hin:
Tag 4 – Donnerstag, d. 22. August 2019
Heute war der WDR am Brunnen, hat Videoclips gedreht und Interviews geführt. Gesendet wurde der Beitrag am 23.08.2019 in der Lokalzeit Bonn um 19:30 Uhr (in der WDR-Mediathek leider nicht mehr abrufbar).
Der gestern untersuchte Schaden in der Brunnenwand wurde heute bis auf eine Lage Steine verschlossen. Dieser Teil ist dann saniert und gesichert.
Soweit möglich wurde auch weiter gegraben, an Funden heute kaum Münzen, aber weiterhin Alltagsgegenstände, z.B. ein Armreif, der Deckel eines CD-Players, ein Schnuller und wieder zwei bemalte Steine. Gibt es ein Kinderspiel, in dem Kinder Steine bunt anmalen und dann in den Brunnen werfen? Einer war goldfarben.
Tag 5 – Freitag, d. 23. August 2019
Am Übergang von gemauerter Brunnenwand zu gewachsenem Fels zeigt eine Kamerafahrt Bauweise und Geologie im Brunnen. Die losen Steine wurden soweit gesichert, das weiter gegraben werden kann.
Skurriler Fund von heute: ein Feuerlöscher mit Schlauch, am oberen Ende aufgeschlagen; interessanter Fund von heute: eine kasachische Münze, eine ‚Tenge‘, die 1993 den Rubel abgelöst hat.
Tag 6 – Samstag, d. 24. August 2019
Heute wieder eine neue Herausforderung durch herausgefallene Steine, die gestern gesetzt worden waren (Beschreibung im Video). Nach intensiven Beratungen zur Methode und Statik fand sich eine Lösung: es wird eine Stützsäule unter den frei hängenden Bereich gesetzt, verstärkt durch eingezogenen Baustahl nimmt sie die Last der darüber liegenden Mauerteile auf. Also rasch zum Baustoffhandel, Mörtel und Stahlstangen geholt und nach der Pause gings weiter.
Dieses Thema hatten wir schon auf der Südseite (Loch), aber nicht so anspruchsvoll wie hier auf der Nordseite.
In der verbleibenden Grabungszeit werden wir noch etwas Tiefe gewinnen.
Parallel hierzu wurde der obere Rand der Brunneneinfassung durch unsere Mitglieder repariert, Mörtel haben wir ja genug vor Ort
Tag 7 – Sonntag, d. 25. August 2019
Heute war ein ereignisreicher Tag auf der Baustelle!
Mittags war der Hohlraum im Brunnen bereits auf halbe Höhe geschlossen; mittlerweile ist eine Stütze fertiggestellt (Video).
An Funden kam heute eine 2-Pfennig-Münze ans Tageslicht – wir sind also in der Zeit vor dem Euro angekommen – und ein Werkstein, dessen Funktion wir noch herausfinden müssen.
An der Aussenseite der Brunneneinfassung herausgefallene Steine haben wir wieder eingesetzt und Wurzelstöcke von Gehölzen am Mauerfuß entfernt.
Weil wir zur Zeit Maschinen und Gerät vor Ort haben, konnten wir parallel zur Brunnengrabung zwei Dinge umsetzen:
1. die Anlage einer Treppe, um die Besucher seitlich an der archäologischen Zone vorbei zu führen (Schutz der Befunde) und
2. zum Thema „Aufmauern von Fundamenten“ ein Mauerstück des Ofens so herrichten, wie es leider bei der letzten Sanierung 2017/2018 nicht mehr umgesetzt werden konnte. Es wird etwas aufgemauert, so dass der Verlauf für Besucher gut zu erkennen ist. Für uns ist dies eine Art „Probearbeit“ als Ansichtsexemplar und um Erfahrungen zu sammeln.
Tag 8 – Montag, d. 26. August 2019
Nach wunderbaren Sonnentagen 1-7 wurde das Team am Ende des letzten Tages mit einem kräftigen Gewitterschauer „belohnt“ – aber von Vorne.
Im Brunnenschacht wurde das Loch in der nördlichen Schachtwand geschlossen und damit die frei hängende Wand gesichert (Video).
Insgesamt haben wir eine Tiefe von rd. 10,5 m erreicht und viel gelernt über die Konstruktion des Brunnens. Den vermuteten Zwischenboden haben wir nicht angetroffen. Der berichtete Durchbruch zu einem Gang auf der Hangseite liegt wahrscheinlich bis zu 5 m tiefer.
Großer Dank an das Ingenieurteam2 aus Rheinbach. Herr Heiliger erklärte sich auf Zuruf spontan bereit, eine Laservermessung des Brunnenschachtes durchzuführen und kam mit seiner Mitarbeiterin und professionellem Lasersystem an den Brunnen. Nach Auswertung der Daten wird es voraussichtlich möglich sein, ein 3D-Modell des Schachtes zu erzeugen.
Auf Einladung des Freundeskreises besuchte Dr. Berthold, Leiter der Außenstelle Overath des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, die Baustelle für eine Brunnenbefahrung.
Gegen Ende des Nachmittags begann dann der Abbau und das Verladen von Maschinen und Gerät, bevor sich alle zum Abschluß noch kurz zusammensetzten. Mit Einbruch der Dunkelheit verließen wir den Berg.
Dies ist der letzte Tagesbericht zum Brunnenprojekt in dieser Form. Eine überarbeitete Fassung wird es auch auf den Seiten der Tomburg-Forschung geben, aber die ›Nachbereitung‹ wird etwas Zeit brauchen.
An dieser Stelle noch einmal der Dank an alle Beteiligten, die Genannten und die Ungenannten und vor allem die Familien im „Hintergrund“, die tagelang auf uns in großen Teilen verzichten mussten. Die Fähigkeit zu Improvisieren und kleinere und größere Pannen abzufangen hat das Team eindrucksvoll bewiesen.
Vielen Dank aber auch an alle, die die Berichte auf Facebook gelesen, gelikt und geteilt haben und auf anderen Medienkanälen oder persönlich für die Sache geworben haben: Sie sind herzlich eingeladen, durch eine Mitgliedschaft im Freundeskreis die Initiative ideel zu unterstützen – mit nur 1 € im Monat helfen Sie der Tomburg!
»Das Brunnenprojekt«, ein Film von Richard Feldmann