Geschichte
Um den historischen Ereignissen eine Bühne zu bereiten musste vor 30 Mio. Jahren ein verirrter Ausläufer des Eifelvulkanismus weit nach Norden vorstoßen, und durch zwei Klüfte im Deckgestein Magma empordrücken. Die Basaltkerne dieser Magma-Auswürfe wurden in den folgenden Millionen an Jahren durch Erosion herauspräpariert. Wir kennen sie heute als ›Tomberg‹ und ›Tonnenberg‹, 600 m südwestlich vom großen Bruder gelegen, am Waldweg nach Todenfeld. Die geologischen Zusammenhänge werden noch in einem separaten Artikel dargestellt.
Epochen der Tomburg-Geschichte
Aus der Sicht des Tombergs lassen sich deutlich historische Epochen abgrenzen. Deren Abgrenzungen sind mehr oder weniger scharf. Hier werden sie nach dem jetzigen Stand der Forschung dargestellt und gegebenenfalls aktualisiert; Bilder werden in Kürze ergänzt.
- Kelten
- ca. 60 v. Chr. - ca. 460 n. Chr.: Römer im Rheinland
- 4. Jh.: Münzfunde
- 3./4. Jh.: Keramik (röm. Dachziegel, Terra Sigillata)
- 870 Fränkisches Königsgut Flamersheim: erste urkundliche Erwähnung in der Chronik des Abtes Regino der Abtei Prüm als villa regia nomine Flamersheim
Dynastie der Ezzonen - ihre Territorialpolitik als Pfalzgrafen mit Familiensinn
- um 900: Bauzeit der Tomburg
- Bauzeit kann nur geschätzt werden
- es fehlt der archäologische Nachweis mit einem Artefakt aus der Zeit der Ezzonen
- Stammgut der Ezzonen war Brauweiler
- um 955: Ezzo wird geboren
- 985-989 Hermann Pusillus (=Ezzos Vater) übernimmt Pfalzgrafschaft
- von seinem Vater Ehrenfried II (*924 +970), genauer: über seine Mutter Richwara (=Schwester von Pfalzgraf Gottfried v. Jülich)
- 990-993 Heirat von Ezzo und Mathilde (=Tochter von Otto II
- 10 Kinder erreichen das Erwachsenenalter und durchweg einflußreiche Positionen, der dritte Sohn Hermann z.B. ab 1036 als Erzbischof von Köln
- Ludolf *? +1031 Burggraf in Köln
- Otto *? +1047 (auf Tomburg) Pfalzgraf / Herzog v. Schwaben
- Hermann * vor 1010 +1056 Erzbischof v. Köln
- Richeza * vor 1000 + 1063 Königin von Polen
- Theophanu *? +1058 Äbtissin in Essen
- Mathilde *vor 1005 +vor 1057 Äbtissin Dietkirchen und Vilich
- Sophia *? +? Äbtissin in Mainz und Gaudesheim (?)
- Adelheid *? +? Äbtissin von Nivelles in Brabant
- Ida *? +1060 Äbtissin von St. Maria im Kapitol
- Hellwig * ca. 1010 +ca. 1076 Äbtissin in Neuss
- 10 Kinder erreichen das Erwachsenenalter und durchweg einflußreiche Positionen, der dritte Sohn Hermann z.B. ab 1036 als Erzbischof von Köln
- 996 Hermann Pusillis stirbt
- spätestens jetzt übernimmt Ezzo das Amt des Pfalzgrafen und erbt Güter im Bonn-, Auel- und Ruhr-Gau mit Vogtei- und Waldrechten
- seit Ende des 10. Jh.: Tomburg ist
- Sitz der Pfalzgrafschaft nach Verschiebung der Pfalzgrafschaft von Aachen auf die Dynastensitze der Pfalzgrafen
- Familiensitz
- Stützpunkte ezzonischer Territorialpolitik
- Tomburg, linksrheinisch,
- Siegburg rechtsrheinisch,
- Höhenburg Gielsdorf. linksrheinisch
- Kloster Dietkirchen (ehem. röm. Kastell) = Brückenkopf linksrheinisch
- Kloster Vilich (wahrscheinlich mit der Burg Schwarzrheindorf) = Brückenkopf rechtsrheinisch
- Brauweiler: Hausgut, Hauskloster (Weihe im Jahr 1028)
- 1012 Erste urkundliche Erwähnung der Tomburg
- 1025 Mathilde stirbt
- ca. 1031 Ezzo zieht sich nach Saalfeld zurück
- sein 2. Sohn Otto übernimmt Amtsgeschäfte
- 1034 Ezzo stirbt
- 1040-1045
- alle Ezzonen der 2. Generation im erweiterten Kreis um Köln versammelt, in stabilen, fest gefügten Machtpositionen mit engen Kontakten zum Hof
- Ezzonen sind die zentrale Macht in Niederlothringen und wirken stabilisierend für den Hof (Salier)
- 1045 Amt des Pfalzgrafen an Ezzos Bruder Hezelin
- Pfalzgrafschaft verschiebt sich auf die Siegburg
- zuvor Otto zum Herzog von Schwaben ernannt
- vor 1052 Tomburg geht an das Erzbistum Köln seit 1051 überschreibt Ezzos Sohn Hermann Eigentum und Rechte an das Erzbistum, um sie als Erzbischof in Ezzonenhand zu halten
- 1055 stirbt kinderlos - Dynastie der Ezzonen erlischt
- 1056 Erzbischof Hermann stirbt
- ab 1056 Erzbischof Anno als Feind der Ezzonen
- agiert in einem langen Konflikt gegen die zurück gekehrte Richeza
- erstreitet die Siegburg und errichtet dort ein Kloster
- will Güter an der Mosel (Klotten) übernehmen, Richeza rettet diese durch Überschreibung an das Kloster Brauweiler
- Richeza stirbt 1063
- 1090 Annos Nachfolger Hermann IV revidiert und korrigiert Annos Entscheidungen zugunsten Brauweilers
- bis 1230: Verwaltung durch Klever Grafen
- Grafengeschlecht v. Kleve mit Belehnungsrecht
- bereits 2. Hälfte des 1. Jh.: Rutger "comes de Toneburch" urk. erwähnt
- vermutlich 13. Jh.: Bau des Bergfrieds
- Datierung nach Architekturvergleich mit Bergfried der Godesburg
- 1202: Kapelle des Heiligen Pankratius
- erbaut wahrscheinlich bereits im 10. Jh.
›Tomburger-Ländchen‹
200 Jahre Kontinuität: die Herrschaft Tomburg wird zum ›Tomburger Ländchen›- 1230/1253 Klever Grafen belehnen Herrmann v. Müllenark
- 1253 Lehen wird erblich und für Konrad von Müllenark erneuert
- 1249 / 1262 erfolglose Belagerungen der Tomburg
- Tomburg wird Stammhaus der Familie Müllenark zukünftig "von Tomburg"
- die Herrschaft Tomburg entsteht
1340 - 1360 Landfrieden und Raubritter
Tomburger erscheinen als "Niederer Adel", verlieren an Bedeutung und Einfluß
-
- Wirtschaftliche Probleme der Kleinen Herrschaften halten an
- Versuch, Herrschaftsgebiet zu konsolidieren, Streubesitz zu arrondieren
- Fehden gegen Jülich / Überfälle gegen Kurköln
- als Ministeriale abhängig vom Landesherrn Köln
- Tomburg ist kurkölnische Unterherrschaft
1360 - 1420 Unter-Herrschaft Tomburg
-
- Versuche, die Selbstständigkeit zu erhalten
- Einnahmeseite
- Jahresrenten
- Wehrsold als Kämpfer für Köln und Herzogtum Luxemburg
- Raubzüge
- nach 1401: Herrschaft Tomburg wächst durch eine Erbhälfte der Herrschaft Landskron
- 1404 Kraft v. Saffenberg
- 07.11.1419 Tomburg in Teilen verpfändet
- um 1420 Tomburger völlig verschuldet
- 1420/1422 Friedrich v. Tomburg stirbt als letzter der Familien Müllenark
- 1420-1422: Friedrich v. Tomburg stirbt als letzter der Müllenarks
- Erbengemeinschaft:
Tomburg fällt als Vermächtnis an mehrere Familien
- Kraft v. Saffenberg
- Heinrich v. Rheineck
- Ruprecht v. Virneburg, später auch Frambach v. Birgel
- 20.12.1422 Burgfrieden Ausstattung der Burg mit Proviant und Gerätschaften sind geregelt
- 1423 Burg in schlechtem baulichen Zustand, Reparaturen werden durchgeführt
- 1441 Lutter Quad heiratet Elisabeth v. Saffenberg
- Lutter erwirbt weiteres Drittel (Frambachs Pfandschaft)
- Erzbischof Dietrich und Lutter Quad pflegen ihre guten Beziehungen
- 1449 - 1453 Bauarbeiten an der Tomburg, z.B. Reparaturen an der Hängebrücke
- 1462 Tomburg-Kapelle erhält 5-seitigen Chor
- 1463 Erzbischof Dietrich stirbt, Lutter verliert den Rückhalt des Erzbistums
- 1464 weitere Bauarbeiten an Brunnen, Zugbrücke und Großem Turm (Bergfried)
- Erzbischof Ruprecht und Friedrich v. Sombreff
- 26.04.1467 beide Parteien schließen einen Nichtangriffspakt
- 1. Halbj. 1467 Verdrängung Quads vom oberen Burgplateau
- 1469 Burgfrieden zwischen Quad und Sombreff
- ab 1469 Sombreff verübt Gewaltaktionen gegen Jülich
- Frühjahr 1473: erzwungener Friede: Sombreff soll seinen Tomburg-Anteil an Jülich abtreten
- Situation spitzt sich zu
- 22.07. - 07./08.09.1473 Belagerung und Zerstörung der Tomburg in weiten Teilen
- Teilung der Herrschaft Tomburg zwischen dem Erzbischof v. Köln und dem Herzog v. Jülich (= Kondominat)
- 1537 Johann Quad kauft den Anteil v. Rheineck
- 1545 Quads übernehmen durch Einheirat die Burg Flamersheim
- Ruine Tomburg liefert Baumaterial
- Steine aus Schalenmauerwerk
- Werksteine aus Architekturelementen
- 1714-1717 Dispens von der Sonntagsruhe für den Steintransport von der Tomburg nach Wormersdorf
- 1746 Tomburg an Familie Dalwigk-Lichtenfels
- 1766 Linie der Quad erlischt
- 1789 Französische Revolution
- Herrschaft Tomburg wird aufgelöst
- 1796 Tomburg an Familie v. Vincke
- 1808 Tranchot-Kartierung
- 1823 Weinanbau
- 1818 Tomburg an Familie v. der Schulenburg
- ca. 1844 Ernst Moritz Arnd auf dem Tomberg
- 1844 Tomberg im Besitz des Grafen v. der Schulenburg.
Er teilt den Berg für einen Verkauf in das:
- Burgplateau mit Parzelle am Südhang (über diese verläuft noch heute der Aufweg) und
- restlicher Hangbereich
- 1844 Immobilienspekulant Weckbecker kauft restlichen Hangbereich
- 1844-1861 Verkauf an Familien in Wormersdorf
- die Kragenparzellen wurden spekulativ vielfach geteilt weiter verkauft
- Geschäftsidee Tagebau: ab ca. 1845 beginnt der Abbau, zunächst der letzten erhaltenen Ruinen am Westhang (unteres Burgplateau mit Vorburg) und des anstehenden Basaltgesteins in größerer Tiefe. Der preußische Chauseenausbau hatte einen Markt auch für minderwertigen Basalt vom Tomberg geschaffen und die Rechtsgrundlage war gegeben, zuerst durch das ›Frz. Gesetz‹ v. 21.04.1810 und später durch das ›Preußische Berggesetz‹ v. 24.06.1865.
- Die Tomburg ist bedroht - die Gefahr wird erkannt: am 30.09.1854 wendet sich Landrat Wolff an die Königliche Regierung in Köln und mahnt eine Erhaltung der »Denkmäler der Vorzeit« an
- Ringen zwischen den Akteuren setzt ein:
- Mahnschreiben, Klagen, Gegenklagen
- Pro Tomburg: Erhalt- und Schutzmaßnahmen
- Graf v. der Schulenburg und Landrat Wolff engagieren sich als frühe Denkmalschützer
- 10.06.1857 :Abstandsregelungen und Verbote, z.B. ein Betriebsverbot am Osthang
- Pro Tagebaubetreibern:
- Regelungen werden ignoriert
- Bürgermeister der Stadt Rheinbach unterstützt den weiteren Betrieb aus wirtschaftlichen Erwägungen
- Im weiteren Verlauf führte dies zu
- Unwiderbringliche Zerstörung historischer Bausubstanz
- 70 % des Burgareals sind verloren
- Zufallsfunde und -erkenntnisse
- 1880 Reste einer Hypokaustanlage, nach heutigem Stand Reste einer Heizungsanlage neben dem Ofen
- Mitte der 1880er Jahre: Entdeckung unterirdischer Gänge durch einen einstürzenden Arbeiter
- 19. Jh.: Basalt-Tagebau bedroht und zerstört die Tomburg
- Um dem Raubbau Einhalt zu gebieten, beginnt die Stadt Rheinbach mit dem Kauf der Hangparzellen und sieht sich mit spekulativen Preisverhandlungen konfrontiert.
- 1868 gelangen Burgplateau und Zugangsparzelle über Julius Peter Bemberg als Schenkung an die Stadt Rheinbach Januar 1868 - Die Tomburg geht als Geschenk an die Stadt Rheinbach
- 1909 gelingt der erstmals der Ankauf von zwei Parzellen
- ab1920 ruht der Tagebau
- erst 1949 erhält die Stadt Rheinbach die letzten Parzellen am Tomberg endlich sind Burg und Berg in einer Hand
Ausgewählte Ereignisse in chronologischer Reihenfolge
11. Jh.: Klever Grafen werden zu Herren der Tomburg
1746 bis heute – Akteure an Burg und Burg
Januar 1868 – Die Tomburg geht als Geschenk an die Stadt Rheinbach