Giftpflanzen auf der Tomburg

Die meisten der Pflanzen in unseren Gärten sind giftig. Das dürfte allgemein bekannt sein. Für Kinder kann es besonders gefährlich werden, wenn Früchte besonders auffällig sind oder sogar dem Obst zuhause ähnlich sehen. Dies gilt in diesem Sommer für zwei besonders giftige Pflanzen auf dem Burgplateau. Im Bereich der Wirtschaftsgebäude leuchten die orangen Fruchtstände am Aronstab und im Kellerbereich sind die Beeren der Tollkirsche leicht zu verwechseln mit leckeren Kirschen.

Wenige davon können bereits tödlich sein – bitte achten Sie auf Ihre Kinder – und Hunde !

Tollkirsche

Die Tollkirsche, hier im Kellerbereich der Tomburg (Foto: A. Herrmann; Grafik: Kaitlyn Parker auf  LinkExtvecteezy.com).

An der Schwarzen Tollkirsche (Atropa belladonna) sind alle Pflanzenteile sehr giftig, aber besonders verlockend sind die Beeren. Je nach Körpergewicht und Gehalt an Alkaloiden wird eine tödliche Dosis bei Kindern mit 3-4, bei Erwachsenen bei 10-12 Beeren erreicht.

Ihre medizinische Anwendung ist heikel. Kräuterbücher aus dem Mittelalter warnen vor ihrer ›tollmachenden‹ Wirkung; nach Hildegard von Bingen ›zerrüttet‹ sie den menschlichen Geist. Detaillierte Beschreibungen von Vergiftungsfällen sind überliefert.
Für die heutige Medizin liefert die Tollkirsche Atropin (Alkaloide).

Überliefert ist auch die Verwendung als ›Zauberpflanze‹. Äußerlich in einer Salbe angewendet, zusammen mit Bilsenkraut oder Stechapfel, lösen die Extrakte starke Haluzinationen aus, dass Flug- und Verwandlungen als real erlebt erinnert werden. So mancher Flug auf dem Besen und der ein oder andere Werwolf haben hier ihren Ursprung. Selbst in Hexenprozessen sind die Bio-Drogen eingesetzt worden, um Wahnzustände zu erzeugen und Geständnisse zu provozieren. Der Name ›belladonna‹ geht auf eine angeblich kosmetische Anwendung zurück, denn ihr Saft weitet die Pupillen und macht die Frau zur ›bella donna‹, zur schönen Frau.

Der Aronstab, hier vor dem ehemaligen Ofen der Tomburg (Foto: A. Herrmann; Grafik: Kaitlyn Parker auf  LinkExtvecteezy.com).

Aronstab

Alles am Aronstab (Arum) ist sehr giftig: selbst bloßes Berühren reizt die Haut bis zur Blasenbildung, beim Verzehr führt er zu brennenden Schmerzen im Mund, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Tödliche Fälle sind bei Tieren bekannt, Weidevieh und Hunde sind besonders gefährdet.

Die süß schmeckenden Beeren enthalten in hoher Konzentration Oxalat, das Alkaloid Coniindes und weitere Stoffe, deren Zusammensetzung noch nicht vollständig geklärt ist. Der Giftcocktail hat es in sich: Aroin, ein Glykosid, verursacht Lähmungen, das Coniin, ein Alkaloid, erregt zunächst, lähmt dann aber auch. Es gelangt gut über Schleimhäute und Haut in den Körper und schmeckt brennend scharf. Deshalb ist ein versehentliches Vergiften unwahrscheinlich.

Medizinisch wird der Aronstab heute nicht mehr verwendet. Überlieferungen aus dem Mittelalter sind spärlich.

In der Homöopathie werden Präparate des Gefleckten Aronstabs beispielsweise bei Entzündungen der oberen Atemwege und Nasenpolypen eingesetzt. Die Schulmedizin kennt den Aronstab heute nur noch als Giftpflanze.